Archiv 2023

25. November 2023, 10 Uhr: Sammlertreffen des DGW e.V.

Am Samstag, den 25. November 2023 fand das letzte DGW-Sammlertreffen in diesem Jahr in Zeuthen bei Berlin statt. Der DGW-Vorstand hat dazu alle Mitglieder des DGW e.V. und interessierte Gäste herzlich eingeladen. Die Veranstaltung fand wie gewohnt in Zeuthen bei Berlin im Schulungsraum der Firma ARTEMON statt. Einlass war ab 9 Uhr und Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr.

Zu Beginn wurden die Termine für das nächste Jahr 2024 besprochen und festgelegt, siehe Termine

Dann wurde über die erfolgreiche Veröffentlichung des Themenheftes »100 Jahre Inflation 1923-2023« gesprochen, das im August als DGW-Information 2023-2 erschienen ist. Die Pressemitteilung von Matthias Wühle hat in den Medien eine große Resonanz gefunden. Teilaspekte wurden von diversen Medien übernommen. Aufgrund eines Artkels in der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“ erreichten den Verein einige Anfragen (Lose aus Nachlässen), die beantwortet wurden. Zwei interessante Anfragen werden wir im DGW-Heft 2024-1 und auf der Webseite vorstellen. Außerdem wird es im nächsten DGW-Heft einige ergänzende Beiträge zu dem Themenheft geben. Danach wurden vereinsinterne Themen besprochen.

Thomas Rossberg musste aus familiären Gründen den Besuch unserer Veranstaltung absagen, damit fiel auch dessen geplanter Vortrag aus.

Alternativ hatte Frank Scholz einen interessanten Vortrag vorbereitet: Propagandaschein (Flugblatt) der NTS (NTS – Bund der russischen Solidaristen e.V., Organisation von Russen im Exil - seit 1930). Weiterhin sprach er über Publikationen zur NTS (Artikel im „Spiegel“ von 1960 zum Fall „Petruschka“ - eine nicht endgültig aufgeklärte Aktion gegen den NTS und Manuskript zu einem Vortrag im Nov. 2000 im Museum am Checkpoint Carlie zum Therma: „NTS - die russische Exil- und Widerstandsorganisation“)

Natürlich nutzten die Teilnehmer das Treffen auch wieder zu Gesprächen über ihr Sammelgebiet und zum Tausch.

(12/2023)

DGW-Information 2023-2: Themenheft »100 Jahre Inflation 1923-2023«

DGW-Heft 2023-2: Themenheft 100 Jahre Inflation 1923-2023
Bildnachweis Foto Titelseite: akg-images
Themenheft »100 Jahre Inflation 1923-2023«
124 Seiten, A4, komplett in Farbe
Heftpreis: 19,60 €, für Vereinsmitglieder kostenlos

Die DGW-Information 2023-2 ist Anfang August 2023 erschienen!

Der DGW hat sein aktuelles Informationsheft ganz unter das Thema »100 Jahre Inflation in Deutschland gestellt«. Das mehr als 20 Beiträge und zahlreiche Abbildungen umfassende Heft wird daher in Buchform vorgestellt und umfasst 124 Seiten. Darin finden sich nicht nur historische Analysen zu den Ursachen und Auswirkungen der deutschen Inflation, es werden auch Parallelen zu heute gezogen.
DGW-Mitglieder erhalten das Informationsheft nach Fertigstellung kostenlos per Post zugesandt.

Es bleibt bis heute das kollektive Trauma der Deutschen – und hat Generationen von Numismatikern und Geldscheinsammlern fasziniert. Die deutsche Inflation, die im Herbst 1923 ihren Höhepunkt fand, flutete Waschkörbe und Kinderzimmer mit immer neuen wertlosen Geldscheinen, die bald als Postkarte, bald als propagandistisches Flugblatt, als Werbemittel, Notizzettel, Lesezeichen, Spielgeld – oder eben als Sammlerobjekt ihren Weg in heutige Museen und private Sammlungen fand. Die Bandbreite reicht dabei von Banknoten mit astronomischen Nennwerten von bis zu 100 Billionen Mark (ausgeschrieben 100.000.000.000.000), deutschen Banknoten, die alternativ auf Fremdwährungen wie den US-Dollar ausgestellt waren, oder auf Naturalien wie Roggen bis hin zu den fantasievoll gestalteten Notgeldscheinen der Städte und Gemeinden, auf denen nicht selten Gedichte, Rätsel, Karikaturen oder Reklamesprüche zu finden sind. Auch wurden bei weitem nicht alle Banknoten auf Papier gedruckt.

Eine Inhaltsübersicht finden Sie auf der Web-Seite des DGW in der Rubrik Publikationen.

Auch ältere Hefte sind noch erhältlich, hier finden Sie eine Liste aller bisher veröffentlichten Artikel seit 2003.
Sind Sie neugierig geworden und möchten das komplette neue Heft oder ältere Ausgaben lesen? Dann wenden Sie sich an den Vorstand des DGW (per Post, E-Mail oder Telefon).

(07/2023, Update 8/2023)

Auktionen unserer Mitglieder

Wir möchten Sie an dieser Stelle auf die 102. Auktion unseres Mitgliedes, der Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn e.K., vom 8. bis 11. November 2023 hinweisen.

Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn e.K.Klicken Sie auf die Anzeige für eine größere Abbildung

Die 102. Auktion des Leipziger Auktionshauses findet diesmal wegen der großen Anzahl an Einzellosen und Sammlungen zum ersten Mal über 4 Tage hinweg vom 8. bis 11. November 2023 in Leipzig statt. Sie beinhaltet wieder ein breitgefächertes und interessantes Angebot von über 3800 Losen. Die Erwartungen für die diesjährige Herbstauktion wurden bei weitem übertroffen, indem ein ausgesprochen reichhaltiges Angebot an prachtvoll erhaltenen Münzen und Medaillen sowie erlesenen Raritäten in diesen Tagen präsentiert und zur Versteigerung angeboten wird.

Die Auktion beginnt am Mittwoch mit einer großen Sammlung von 225 Geldscheinen, Notgeldscheinen und Wertpapieren, die sehr seltene Ausgaben der deutschen Papiergeldgeschichte beinhaltet. Zahlreiche Seltenheiten und Spitzenerhaltungen findet man hierbei bei den Reichsbanknoten und sowie den Ausgaben der Bundesrepublik Deutschland. Eine feine Auswahl findet sich bei den deutschen Länderbanken, gefolgt von Seltenheiten der Geldscheine des deutschen Reiches. Hierbei findet man auch ausgesprochen gute Erhaltungen, besonders bei den Billionen Geldscheinen. Besonders zahlreich sind die Scheine der Bundesrepublik vertreten, die ebenso durch Erhaltungen und Raritäten heraus stechen.

Auszug aus dem Auktionskatalog (pdf-Datei: Geldscheine, Lebensmittelkarten, Gutscheine, Wertpapiere)

Beachten Sie folgende Hinweise des Leipziger Auktionshauses zur 102. Auktion:
Wie unsere erfolgreichen Auktionen zuvor, wird auch diese Auktion live mit Publikum in unseren eigenen Auktionsräumen sowie live im Internet stattfinden. Somit können Sie unabhängig Ihres Aufenthaltsortes an unserer Auktion teilnehmen. Bitte registrieren Sie sich dazu rechtzeitig auf unserer Homepage, damit Ihrem Auktionserlebnis nichts mehr im Wege stehen kann. Selbstverständlich können Sie auch schriftliche Gebote einsenden oder telefonisch mitbieten. Sollten Ihnen dazu Fragen aufkommen, zögern Sie nicht uns anzurufen. Wir beraten Sie gern! Ihre Famile Höhn und das Team der Leipziger Münzhandlung. www.leipziger-muenzhandlung.de

(10/2023)

2. September 2023, 10 Uhr: Sammlertreffen des DGW e.V.

Am Samstag, den 2. September 2023 fand ein DGW-Sammlertreffen in Zeuthen bei Berlin statt. Der DGW-Vorstand hat dazu alle Mitglieder des DGW e.V. und interessierte Gäste herzlich eingeladen. Die Veranstaltung fand wie gewohnt in Zeuthen bei Berlin im Schulungsraum der Firma ARTEMON statt. Einlass war ab 9 Uhr und Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr. Zu Beginn würdigte der Vorstand die erfolgreiche Veröffentlichung des Themenheftes »100 Jahre Inflation 1923-2023«, das im August als DGW-Information 2023-2 erschienen ist. Er dankte allen Autoren für Ihre Beiträge. Danach wurden vereinsinterne Themen besprochen.

Vortrag: Rainer Geike Kampf und Kooperation von Symbolen auf Geldscheinen

Im Rahmen dieser Veranstaltung hat Rainer Geike einen Vortrag zum Thema: „Kampf und Kooperation von Symbolen auf Geldscheinen“ gehalten.

Symbole, die Kampf bzw. Kooperation von Staaten darstellen, finden sich häufig auf Briefmarken, Medaillen und Gedenkmünzen, auf Geldscheinen eher selten. In seinem Vortrag beim DGW-Treffen hat der Autor das Thema in seiner Breite dargestellt und mit vielen Beispielen und Abbildungen illustriert.

Im nächsten DGW-Heft 2024-1 können Sie eine Zusammenfassung dieses Vortrages an Hand von fünf ausgewählten Beispielen für den Kampf und die Kooperation der Symbole auf Geldscheinen lesen.

Natürlich nutzten die Teilnehmer das Treffen auch wieder zu Gesprächen über ihr Sammelgebiet und zum Tausch.

(09/2023)

6. Mai 2023, 10 Uhr: Sammlertreffen des DGW e.V.

Vortrag: Frank Scholz Kronen Abstempelungen in den Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie 1918–1921

Am Samstag, den 6. Mai 2023 fand ein DGW-Sammlertreffen in Zeuthen bei Berlin statt. Der DGW-Vorstand hat dazu alle Mitglieder des DGW e.V. und interessierte Gäste herzlich eingeladen. Die Veranstaltung fand wie gewohnt in Zeuthen bei Berlin im Schulungsraum der Firma ARTEMON statt. Einlass war ab 9 Uhr und Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr.

Im Rahmen dieser Verantsaltung hat Frank Scholz einen Vortrag zum Thema: „Kronen Abstempelungen in den Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie 1918–1921“ gehalten. Er hat in seinem außerordentlich interessanten Vortrag über ein nicht alltägliches Sammelgebiet berichtet. Es handelt sich um ein wenig erforschte Spezialgebiet über das Ende Österreich-Ungarns vom Ende des 1. Weltkrieges bis um 1920 und die ersten Geldscheine in den Nachfolgerstaaten.

Natürlich gab es für die Teilnehmer auch wieder Gelegenheit zu Gesprächen über ihr Sammelgebiet und zum Tausch.

(05/2023)

28. Leipziger Typotage – Schrift und Lust

am 13. Mai 2023 im Museum für Druckkunst Leipzig + online

28. Leipziger Typotage am 13. Mai 2023

Schrift ist Form ist Emotion ist Lust. Die 28. Leipziger Typotage zelebrieren verschiedenste Facetten der Lust auf Schrift. Die Lust auf Haptik in digital geprägten Zeiten in Form von Kalligrafie, Letterpress oder Druckveredelung. Die Lust auf neue Techniken und Experimente, Lust auf das gedruckte Wort, das Lesen, auf Farben und Formen. Lust auf neue Blickwinkel. Die Vorträge werden sich mit Schriftdesign, visueller Kommunikation und Schriftforschung beschäftigen.

Die Sprecher/innen:

  • Birgit Alabowitz (Leipzig): »Veredelung von Printprodukten und zwar für alle Sinne!«
  • Ann Bessemans (Hasselt/Belgien): »Typefaces for Children’s Reading«
  • Céline Hurka (Den Haag/Niederlande): »Die Reproduzierbarkeit der Schrift««
  • Moritz Scherer (Leipzig): »Risographie, WTF?«
  • Stefanie Vogl (Berlin): »Die Lust am Gestalten und wie man sie bewahrt«
  • Petra Wöhrmann (München): »Lust und Eigensinn. Bitte handschriftlich.«
  • tba

Moderiert wird die Tagung von Christine Hartmann (Leipzig), Mitglied der Gesellschaft zur Förderung der Druckkunst Leipzig e.V.

Zum Auftakt der Typotage am Vorabend, 12. Mai 2023, spricht der Schweizer Grafikdesigner und Letterpress-Drucker Dafi Kühne über seine experimentellen Buchdruckplakate. Vom Computer bis zum Pantograf bedient er sich unterschiedlichster Werkzeuge für seine Gestaltung und druckt an Pressen aus den 1960er Jahren. So entstehen in seinem Atelier „babyinktwice“ seit 2009 neben Plakaten auch Faltblätter, Einladungskarten und Magazine für Kultur und Kunst.

Als Ausklang werden am Sonntag, 14. Mai 2023, ein Letterpress-Workshop und eine Führung durch die Ausstellung »Dafi Kühne: Buchdruckplakate?« angeboten.

Die Leipziger Typotage sind eine Veranstaltung der Gesellschaft zur Förderung der Druckkunst Leipzig e.V. und finden im Museum für Druckkunst statt, einem aktiven Museum, das in Werkstattatmosphäre historische Gieß-, Setz- und Druckverfahren erlebbar macht.

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.typotage.de

Die 28. Leipziger Typotage findet vor Ort im Museum für Druckkunst Leipzig und online statt.

(03/2023)

25. Februar 2023, 10 Uhr: DGW-Sammlertreffen

Am Samstag, den 25. Februar 2023 fand das erste DGW-Treffen in diesem Jahr statt. Dazu hat der DGW-Vorstand alle Mitglieder des DGW e.V. aber auch interessierte Gäste eingeladen. Die Veranstaltung fand wie gewohnt in Zeuthen bei Berlin im Schulungsraum der Firma ARTEMON statt. Beginn der Veranstaltung war um 10 Uhr.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Vorstand wurde im Rahmen der Jahresversammlung der Finanzbericht des Vereins verlesen und einstimmig von den anwesenden Mitgliedern bestätigt. Danach besprachen die Teilnehmer vereinsinterne Themen.

Zum Thema „Kupons auf Geldscheinen & Kupon als Bezeichnung für Geldscheine“ hielt Rainer Geike einen sehr interessanten Vortrag.

Außerdem nutzten die Teilnehmer das Treffen zum Tausch und für Gespräche über ihr Sammelgebiet.

(02/2023)

DGW-Information 2023-1

DGW-Information 2023-1

Die neue DGW-Information 2023-1 ist im März 2023 erschienen!
Das aktuelle Informationsheft für Papiergeld- und Wertpapiersammler enthält 40 Seiten, mit durchgängig farbigen Abbildungen im A4-Format. DGW-Mitglieder erhalten das Informationsheft nach Fertigstellung kostenlos per Post zugesandt.
Es ist wie immer ein sehr abwechslungsreiches DGW-Heft mit Beiträgen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Papiergeldes und der Wertpapiere.

Eine Inhaltsübersicht finden Sie auf der Web-Seite des DGW in der Rubrik Publikationen.

Auch ältere Hefte sind noch erhältlich, hier finden Sie eine Liste aller bisher veröffentlichten Artikel seit 2003.
Sind Sie neugierig geworden und möchten das komplette neue Heft oder ältere Ausgaben lesen? Dann wenden Sie sich an den Vorstand des DGW (per Post, E-Mail oder Telefon).

(03/2023)

250 Jahre Papiergeld

Dr. Matthias Wühle


Der Siebenjährige Krieg hatte Sachsen verwüstet. Die Finanzen waren – unter anderem auch durch die katastrophale Finanzpolitik des Grafen Heinrich von Brühl, ein Protegé Augusts des Starken – zerrüttet. Armut und Elend prägten die Landstriche, als Kurfürst Friedrich August III. das Ruder an sich riss und – nach Entlassung Brühls – die sächsische Finanzpolitik wieder auf solide Füße stellte. Ein Meilenstein dafür sollte das Gesetz zur Einführung der Kassenbilletts aus dem Jahr 1772 sein: Der Grundstein moderner Geldpolitik war gelegt. Diese basiert auf dem Grundsatz, dass erst die weite Verbreitung von Banknoten Investitionen im großen Stil ermöglichen, besonders wenn diese die bisherigen Beträge überschritten, die man üblicherweise in der Lage war, mittels Kurantmünzen zu bezahlen, deren Wert und Umfang naturgemäß durch Edelmetall begrenzt gehalten war.

Es ist auch die Geburtsstunde des sogenannten „Fiat-Geldes“ („erzeugtes Geld“, im Sinne von „ungedecktem Geld“), das bis heute zu faszinieren vermag, und Anhänger wie auch erbitterte Gegner gefunden hat. Dabei waren die ersten sächsischen „Cassen-Billets“ (so die offizielle Bezeichnung) durchaus nicht „ungedeckt“. Denn die Geldmenge war streng kontrolliert und durch Münz-Schatz wie durch Steuereinnahmen gedeckt. Der Verwender dieser Cassen-Billets konnte – und musste – darauf vertrauen, dass den Banknoten stets ein ausreichender Warenwert gegenüberstand. Dafür bürgten etwa der „Commissarius“ Detlef Graf von Einsiedel und als „Buchhalter“ Friedrich von Watzdorf per eigenhändiger Unterschrift, direkt auf der Banknote, die damit den Charakter einer Urkunde trug. Die Unterschriften darauf waren echt und keinesfalls Faksimile wie die Unterschrift von Christine Lagarde auf den heutigen Euro-Scheinen. Cassen-Billets sind echte Urkunden.

Genau 150 Jahre später – 1922 – wurden die Sachsen ebenso wie alle anderen Bewohner Deutschlands Zeugen, wie dieses Vertrauen durch die Reichsregierung missbraucht wurde, die die Inflation als probates Mittel ansahen, sich den französischen Reparationsforderungen zu entziehen (und das durchaus mit Erfolg). Man kann sagen, dass 1922/1923 eine Art Urvertrauen zerstört wurde; eine Störung, die bis heute anhält. Denn bis heute fürchten Deutsche Sparer nichts so sehr wie das Abschmelzen ihrer Ersparnisse durch Inflation und gelten darum (etwa anders als der angelsächsische Wirtschaftsraum) als besonders konservative Sparer.

Die sächsischen Cassen-Billets hatten bis 1876 Bestand, als sie im Zuge der Reichsbankreform durch die Mark abgelöst wurden. 250 Jahre nach Einführung der ersten Banknoten der Wirtschaftsgeschichte kann man eine positive Bilanz ziehen: Trotz zahlreicher Krisen hat sich das Papiergeld bis heute halten können. Seine Stabilität wird einerseits erneut durch Inflation bedroht, andererseits wird auch die Abschaffung des Bargeldes diskutiert. Es soll komplett durch digitale Varianten ersetzt werden. Dennoch: Das Papiergeld hat die deutsche Hochinflation und mehrere Kriege überlebt. Es wird auch diese Krisen und Reformvorhaben überstehen.

Die Journalistin Karin Großmann hatte diesem großartigen Beitrag zur deutschen Wirtschaftsgeschichte in der „Sächsischen Zeitung“ vom 12./13. November einen Artikel gewidmet. Im Anschluss daran führte sie mit mir ein Gespräch über den Umgang mit Geld und dem Sammeln alter Banknoten. Als äußerer Anlass für dieses Gespräch diente mein Geburtsort Leipzig: Für mich von untergeordneter Bedeutung – für die Sächsische Zeitung die ersehnte Verbindung zur Leserschaft.

Das Interview können Sie hier im Nachdruck – mit freundlicher Genehmigung von Karin Großmann und der Sächsischen Zeitung nachlesen:

Die Jagd nach dem Beutestück

Matthias Wühle spricht über Tankgutscheine der NVA und das Misstrauen in staatliche Geldpolitik.

Ein Interview der Sächsischen Zeitung vom 12./13. November 2022 mit Matthias Wühle

Manche kennen sich mit alten Geldscheinen aus und manche mit neuen. Für Matthias Wühle aber trifft beides zu. Der gebürtige Leipziger vom Jahrgang 1971 ist Vorsitzender des Vereins Deutscher Geldschein und Wertpapiersammler und Berater für Finanzkommunikation in einer PR-Agentur in Frankfurt am Main. Er unterrichtet dort an der International School of Management und erklärt auch seinen beiden Kindern zu Hause, dass Geld nicht einfach so zu haben ist, sondern mit Leistung zusammenhängt.

Was macht das Sammeln von Geldscheinen reizvoll, für die man nichts kaufen kann?
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ich bin erblich vorbelastet durch meinen Vater. Er hat eine große Sammlung. Und so, wie andere Kinder Bilderbücher anschauten, habe ich in seinen Alben geblättert. Mich haben die Geschichten hinter den Geldscheinen fasziniert. Ich fand es spannend, wenn mein Vater etwa die knallbunten Notgeldscheine erklärte, die von Städten und großen Firmen nach 1914 ausgegeben wurden. Manche Scheine sind zerknittert oder mit Tesafilm geklebt. Auch Gebrauchsspuren erzählen Geschichte.

Ist Vollständigkeit als Ziel jedes Sammlers auf diesem Gebiet überhaupt möglich?
Wer alle deutschen Banknoten sammeln will, wäre sicher überfordert. Man muss sich spezialisieren. Mancher sammelt nur Geldscheine, die nach der Reichsgründung 1871 herauskamen. Da fallen schon mal alle Länderscheine weg. Andere konzentrieren sich auf Geldscheine aus Afrika oder Asien, auf Notgeld, auf Geld aus Gefangenenlagern, auf Polymerbanknoten. Einige Sammler bevorzugen bestimmte Motive, Leuchttürme zum Beispiel. Jeder sucht sich seine Nische.

Welche haben Sie?
Da ich Geschichte studiert habe und dazu Finanz- und Wirtschaftsgeschichte, interessieren mich Zeugnisse, die für historische Ereignisse stehen wie Wechsel, alte Kontoauszüge, Sparkassenbücher. Also alles, was über Banknoten hinausgeht.

Sie sind in der DDR aufgewachsen. Haben Sie noch Scheine aus der Zeit?
Ja, in allen möglichen Ausprägungen. Auch Forumschecks, mit denen DDR-Bürger ab 1979 in den Intershops einkaufen konnten. Neulich habe ich mir Tankgutscheine der NVA besorgt zu eins, fünf und zehn Mark. Da gibt es sehr schöne Exemplare. Damit konnten Panzerfahrer tanken. Interessant ist auch das Verrechnungsgeld, das LPGs zwischen 1963 und 1970 ihren Beschäftigten zahlten. Fast jeder Sammler besitzt DDR-Scheine.

Wo finden Sie das, was Sie interessiert?
Es gibt regelmäßig Vereinstreffen in Zeuthen bei Berlin, zu denen alle ihre Alben mitbringen. Da kann man tauschen. Wertvolle Sachen findet man auf überregionalen Börsen. Manchmal erwischt man auch bei einer Haushaltsauflösung eine Rarität oder im Internet bei Ebay. Wirkliche Leckerbissen lassen sich bei Auktionen entdecken. Da geht es aber um richtig hohe Summen. Begehrt sind zum Beispiel Fehldrucke.

Warum sind unter Geldscheinsammlern fast keine Frauen zu finden?
Manchmal kommen Ehefrauen zu Tauschbörsen mit. Aber es stimmt, die Hardcore-Sammler sind Männer. Vielleicht haben sie mehr Muße als Frauen? Vielleicht opfern sie mehr Freizeit dafür, während Frauen nähen oder häkeln? Da kann ich nur mutmaßen. Vielleicht steckt es uns in den Genen. Denn neben der Vollständigkeit geht es immer auch um eine Rarität, die sonst keiner hat. Die Jagd nach dem Beutestück ist ein starkes Motiv.

Wie Männer früher das Mammut jagten?
Ungefähr so.

Kann es sein, dass sich Frauen ohnehin weniger für Geldtransaktionen interessieren?
Es arbeiten zwar viele Frauen in Banken, aber andere empfinden das Finanzthema vielleicht als trocken und spröde oder als elitär. Das ist es nicht, wenn man sich erst einmal reingefuchst hat.

Angeblich wissen 41 Prozent der Deutschen nicht, was ihr Partner oder ihre Partnerin verdient. Über Geld spricht man nicht. Warum ist das so?
Man will sich keine Blöße geben. Es braucht nur einer bei einer Party zu sagen: Oh, du hast aber teure Zigaretten, und der andere meint, ach, so teuer sind die gar nicht – schon kann eine Missstimmung entstehen. Vergleich macht neidisch. Deshalb wird auch unter Kollegen kaum über das Gehalt gesprochen. Ich kann gut verstehen, dass Frauen empört sind, wenn sie im selben Unternehmen für dieselbe Arbeit weniger verdienen als Männer. Es ist ein schwieriger Prozess, solche Verhältnisse transparent zu machen. Ich weiß, dass manche Männer wenig Wert darauf legen.

Bei Geldanlagen sind Frauen und Männer wohl gleichermaßen vorsichtig. Zu vorsichtig?
Die Aktien-Angst ist in Deutschland größer als in anderen Ländern. Uns steckt wohl das Trauma der Hyperinflation von 1923 noch in den Knochen. Millionen Menschen hatten dem Staat durch Anleihen Geld vorgestreckt für den Ersten Weltkrieg und sahen nun, wie es buchstäblich in Rauch aufging. Um seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, druckte der Staat immer mehr Banknoten, die aber durch materielle Werte nicht gedeckt waren. In der Gegenwart verstärkten die Telekom-Aktie und das Platzen der Dotcom-Blase das Misstrauen der Anleger. Sie haben ein großes Sicherheitsbedürfnis. Das kann ich nachvollziehen.

Wenn Bürger kein Vertrauen in die Geldpolitik haben, verlieren sie auch das Vertrauen in den Staat.
Deshalb ist es wichtig, dass es Notenbanken gibt. Sie haben das Monopol, Geld zu drucken und die Kontrolle darüber auszuüben. Viele Menschen finden den Bitcoin attraktiver, denn die Anzahl ist begrenzt und keine Regierung kann sie erhöhen, wenn sie mobilmachen will. Vor jedem Krieg werden die Gelddruckmaschinen angeworfen. Das gilt auch jetzt in der Energiekrise, die im Grunde die Folge eines Krieges ist und als Inflationstreiber wirkt. Manche können ihren Alltag kaum noch finanzieren. Andere treibt die berechtigte Sorge um den Vermögensverlust um.

Was raten Sie?
Ich rate zu gesundem Vertrauen. Aber Misstrauen ist auch nicht verkehrt. Bargeld sollte man sowieso nie horten. Und wer mehr als 10.000 Euro übrig hat, sollte es nicht auf ein Konto legen, sondern investieren, in Immobilien, Aktien, Gemälde – oder in Sammelgeldscheine.

Das Gespräch führte Karin Großmann.

(12/2022)

Veröffentlichungen unserer Mitglieder im Jahr 2023

Bitte beachten Sie weitere Publikationen von DGW-Mitgliedern in der Rubrik Publikationen - unserer Mitglieder

Erschienen 2023:

Rainer Geike „Geld und Preise in der DDR“ Teil II

Eine Zusammenstellung zum Geld, zu Einkommen, Ausgaben und Preisen in der DDR

Rainer Geike: Geld und Preise in der DDR. Teil II. Eine Zusammenstellung zum Geld, zu Einkommen, Ausgaben und Preisen in der DDR
Rainer Geike
„Geld und Preise in der DDR. Teil II. Eine Zusammenstellung zum Geld, zu Einkommen, Ausgaben und Preisen in der DDR“, 2023
19 x 27 cm, 134 Seiten (91 Farbseiten)
ISBN 9 783757 813437

2014 war ein erstes Buch zu diesem Thema fertig geworden, seit 2020 ist es im Handel:Geld und Preise in der DDR – Was bekamen wir für unser Geld?“. Kein anderes Buch widmet sich so intensiv dem Thema Preise und der ganzen Breite der Ausgaben. Die Resonanz im Bekanntenkreis war sehr gut, alle steuerten Dokumente und Erinnerungsstücke bei. Also ging die Beschäftigung mit dem Thema weiter. Es wurde um neue Aspekte erweitert, um „Stipendium“ und „Rente“ als Einstieg in das Gebiet der Einkommen, ergänzt um Lohnstreifen, Lohnsteuern und SV-Beitrag.
Außerdem wurde das Thema zeitlich nach „vorn“ erweitert, um die Abschnitte zur Währungsreform 1948, zum Geldumtausch 1957, zu Wohnungsbau-Obligationen ab Ende der 1950er Jahre. Mit der ebenfalls behandelten Abschaffung der Lebensmittelkarten 1958 war auch eine umfassende Preisreform verbunden, viele der bis zum Ende der DDR gültigen Preise wurden damals festgelegt.
Ein ebenfalls umfangreicher und sehr interessanter Abschnitt beschäftigt sich mit dem Hauskauf, dem dazu gehörigen Kredit und den notwendigen Handwerkerleistungen. Die zusammengestellten Handwerkerrechnungen machen den ungeheuren bürokratischen Aufwand deutlich, der mit dem Festhalten an konstanten Preisen für die Bevölkerung trotz steigender Material- und Personalkosten verbunden war.

Der „rote Faden“ wird im zweiten Teil des vorliegenden Buches durch das Thema „Preise“ gebildet. Ein Ausweis der über lange Zeit konstant gehaltenen Preise sind die vielen heute noch vorhandenen Sachzeugen aus Kunststoff oder Metall mit „eingeprägtem“ Preis. Darüberhinaus geht es unter anderem um Buchreihen, Spielzeug und Theateranrecht.
Mit vielen Dingen sind zusätzliche Erinnerungen verknüpft. Das betrifft beispielsweise Werbung / Propaganda auf Rechnungen oder das Ausfuhrverbot für hochwertige Konsumgüter. Oder einfach auch die Veränderung von Gepflogenheiten – kommt der Gasmann jeden Monat und kassiert den fälligen Beitrag oder werden Monatspauschalen vom Konto abgebucht?

Der Autor: Rainer Geike, Jahrgang 1954, geboren in Berlin-Friedrichshain, war im „Hauptberuf“ Diplomingenieur für Verfahrenstechnik. Daneben galt sein Interesse schon seit der Schulzeit Münzen und Geldscheinen (Numismatik), Wappen (Heraldik) und der Geldgeschichte. Ein Schwerpunkt der letzten Jahre war dabei das Thema Geld, Einkommen, Ausgaben und Preise in der DDR.

(09/2023)