Haben Sie Scheine oder Wertpapiere und wissen nicht genau was es ist? Oder suchen Sie Abbildungsmaterial und
Informationen zu einem bestimmten Thema? Hier können Ihnen andere Sammler oder Fachleute helfen.
Den Vorstand des DGW erreichte vor einiger Zeit eine interessante E-Mail mit dem Versuch einer Antwort auf folgende offene Frage in der Rubrik „Wer kann helfen“:
Josef Pantenburg, Leverkusen (07/2013) Wer kennt den geschichtlichen Hintergrund?
In meiner Sammlung befinden sind sieben Scheine, die ich nicht einordnen kann:
1, 2, 5, 10, 25 und 50 Bani und 1 Lei. o.D.
Stellungsbau-Kommando / IV. Arbeits-Bataillon / Kein öffentliches Zahlungsmittel
Jeder Schein hat eine andere Farbe. Sie sind bankfrisch.
Und hier nun die Antwort von Oliver Sens aus Haldensleben:
Da diese Stücke auch in meinem Album stecken, habe ich mal bei der AI (Artificial Intelligence, dt. KI Künstliche Intelligenz, Anm. d. Red.) nach deren aktuellen Erkenntnissen gefragt.
ChatGPT-3.5 antwortet auf die Frage:
Was ist der historische Hintergrund der Ausgabe von folgenden Geldscheinen?:
1, 2, 5, 10, 25 und 50 Bani und 1 Lei ausgegeben vom Stellungsbau-Kommando / IV. Arbeits-Bataillon
Antwort:
„Hallo Mensch, ich bin ein KI-Chatbot, Modell GPT-3.5 Turbo.
Die Geldscheine, die du erwähnst, wurden während des Ersten Weltkriegs in Rumänien ausgegeben.
Das Stellungsbau-Kommando und das IV. Arbeits-Bataillon waren Einheiten der rumänischen
Armee, die für den Bau von Verteidigungsanlagen und anderen militärischen Aufgaben zuständig
waren. Die Ausgabe dieser Geldscheine war wahrscheinlich Teil der Bemühungen, die
Wirtschaft während des Krieges aufrechtzuerhalten und den Soldaten eine Möglichkeit zu geben,
ihre Dienstleistungen zu bezahlen.“
Franz-Josef Mülder besitzt aus familiärem Umfeld einen Wechsel vom Oktober 1923 über einen Wert von hundert
Billionen Mark. Das Interessante an diesem Wechsel sind die Wechselsteuermarken, die ihm eine Länge von ca.
3,50 Metern geben. Er möchte nun wissen: Was ist so etwas wert? Wie geht man damit um?
Hans-Georg Glasemann aus Diessen am Ammersee antwortet ihm:
Der unten abgebildete Wechsel der Firma F. Mülder & Sohn, Mechanische Leinen-Weberei und Appreturanstalt
in Emsdetten (Westfalen), aus dem Oktober 1923 zeigt exemplarisch auf, wie man mit einem Wechselkredit in
Zeiten der Hyperinflation erhebliche Währungsverluste machen konnte. Ein Wechsel ist eine schriftliche,
unbedingte, aber befristete Verpflichtung zur Zahlung einer bestimmten Geldsumme zugunsten des legitimierten
Inhabers der Urkunde. Der Wechsel fixiert eine Zahlungsanweisung. Da ein Wechsel nicht sofort fällig wird,
wird er auch als Kreditmittel angesehen. Der Wechsel kann bestimmen, dass der Geldbetrag entweder an den
oder die Wechselaussteller (Wechsel an eigene Order) oder einen Dritten (Wechsel an fremde Order) ausbezahlt
wird.
Dieser Wechsel wurde am 25. Oktober 1923 von der Firma F. Mülder & Sohn, Mechanische Leinen-Weberei in
Rheine (Westfalen) über einen Betrag von 100 Billionen Mark ausgestellt. 100 Billionen Mark ist eine 1 mit
14 Nullen, also 100.000.000.000.000 Mark. Der Text des Wechsels … Am 6. November 1923 zahlen Sie gegen
diesen Wechsel an unsere Ordre die Summe von hundert Billionen Mark Herren F. Mülder Sohn Emsdetten
(Bezogener) … Die Ordre der Zahlung war die Reichsbanknebenstelle Rheine, die die Wechselausstellung mit
Datum vom 25. Oktober 1923 als „Bezahlt“ auf der Rückseite des Wechselpapiers amtlich bestätigte.
Um den realen Geldwert solcher Beträge zu verstehen gab es 1923 Broschüren, die für jeden einzelnen Tag
eine Umrechnung von Mark (Papiermark) in US-Dollar auf Basis der amtlichen Dollar-Mittelkurse der Berliner
Börse dokumentierten und die historischen Kurse bis heute zugänglich machen. Die Rechnung ging wie folgt
auf:
Am Tag der Wechselausstellung, den 25. Oktober 1923, kostete 1 US-$ = 65.000 Millionen Mark
(65.000.000.000 Mark). Der Betrag von 100 Billionen Mark hatte somit einen Wert von 1.539 US-$.
Rund zwei Wochen später am Tag der Wechselrückzahlung, den 6. November 1923, kostete 1 US-$ = 420.000
Millionen Mark (420.000.000.000 Mark). Der Betrag von 100 Billionen Mark hatte zu diesem Zeitpunkt also
einen Wert von 238 US-$.
Die Wechselkredit erbrachte somit einen währungsbedingten Verlust von 1.301 US-$.
Auf den Betrag von 100 Billionen Mark war auch die Wechselsteuer zu zahlen. Die Wechselsteuer war eine
Verkehrsteuer auf gezogene und eigene Wechsel im Inland. Die Entrichtung der Steuer erfolgt normalerweise
durch Aufkleben von Steuermarken auf die Rückseite des Wechsels. Da die hier seinerzeit verwendeten
Wechselsteuermarken jedoch „nur“ über 500 Millionen Mark lauteten (das waren am 25. Oktober 1923 0,0077
US-Dollar) brachte man die Steuermarken in einer Allonge am Wechselpapier an. Die Allonge hatte aufgrund des
minimalen Werts der Steuermarken eine Länge von 3,50 Metern!!!
Anmerkung zur Firma F. Mülder & Sohn, Mechanische Leinen-Weberei und Appreturanstalt in Emsdetten
Am 5. Juni 1856 legten Johann Hermann Franz Joseph Möller, genannt Mülder und dessen Sohn Bernhard Franz
Mülder den Grundstein für die Firma F. Mülder & Sohn. Mit 100 Heimwebern begann die Firma im
Verlagssystem. 1872 stellten sie den Konzessionsantrag für eine mechanische Leinen- und Baumwollweberei am
Katthagen. Diese brannte am 21./22.11.1892 nieder und wurde am alten Standort wieder aufgebaut. 1921 betrieb
die Firma 257 Webstühle. 1928 übernahm Josef Mülder die Firmenleitung. 1938 entstand am Brink das markante
zweistöckige Bürogebäude mit Walmdach und einem Arkadengang mit sieben halbrunden Bögen auf weißen Säulen.
Dieses Gebäude ist als einziges übrig geblieben und kann heute noch auf dem Brink bewundert werden. Der
Fabrikkomplex am Katthagen wurde 1974 abgebrochen. Heute befindet sich hier der Supermarkt Kaufland mit dem
Parkdeck. Die Firma F. Mülder & Sohn wurde Mitte 2005 liquidiert und im Handelsregister gelöscht.
Sammlerwert alter Wechselpapiere
Der hier vorgelegte Wechsel ist eigentlich ein „Historisches Wertpapier“. Sammler dieser Wertpapiere
ignorieren normalerweise derartige Papiere, wie den hier vorliegenden Wechsel. Wechsel werden nur dann
preislich höher bewertet, wenn sie die Original-Unterschriften berühmter Persönlichkeiten enthalten (z. B.
Ferdinand de Lesseps) oder es sind extrem seltene Wechsel bekannter Institutionen (z. B. die im Zweiten
Weltkrieg zur Rüstungsfinanzierung eingesetzten Mefo-Wechsel). Allenfalls Heimatsammler haben Interesse an
dem vorliegenden Wechsel. Schwierig wird es einen Käufer dafür zu finden. Meist ist das nur über digitale
Plattformen wie eBay möglich. Einen fairen Preis würde ich in der Bandbreite von 15 bis 50 Euro verorten.
Apropos
Liebe Sammler, bitte lest euch doch mal diesen Beitrag aufmerksam durch. Kann es sein, dass in diesem
Beitrag ein Denkfehler drinsteckt und bei diesem Wechsel kein Inflationsverlust, sondern eventuell ein
Inflationsgewinn entstanden ist? Ich bitte euch um Prüfung. Gruß HGG
Hans-Georg Glasemann nonvaleurs.de@gmail.com Ich bin Sammler Historischer Wertpapiere und aktiv
im EDHAC (Erster Deutscher Historic-Actien-Club e.V.).
Quellen: Mülder (F11/23)
Dr. Ralf Masukowitz (Antwort: Matthias Tronjeck) (11/2023)
1-Mio.-Mark-Schein Guttstadt
Dr. Ralf Masukowitz aus Paderborn hat aus familiärem Interesse einen 1-Mio-Mark-Schein von 1923 aus
Guttstadt in Ostpreußen gekauft (siehe Abbildung).
Per E-Mail schreibt er: „Lieber DGW-Sammler, ich bin eigentlich ein philatelistischer Sammler. Mein
Vater, der bereits gestorben ist, wurde in Guttstadt in Ostpreußen geboren. Auch von dieser Stadt sammele
ich philatelistische Belege. Gerne ergänze ich sie mit Stücken, die die jeweilige Zeit widerspiegeln. Aus
diesem Grund habe ich diesen Schein aus dem Jahr 1923 gekauft. Über Infos, die sie mir zu so einem Schein
schicken könnten würde ich mich sehr freuen. Den Scan habe ich dieser E-Mail beigefügt.“
Matthias Tronjeck aus Zeuthen bei Berlin kann ihm dazu folgendes mitteilen:
Sehr geehrter Herr Dr. Masukowitz,
der Vorstand des DGW, in dem auch ich Mitglied bin, hat Ihre Mail an mich weitergeleitet. Ich bin seit
meiner Jugend Sammler von Geldscheinen und seit nunmehr fast 30 Jahren auch als Händler in dem Bereich
tätig.
Guttstadt hat 1914 und 1918 Kleingeldscheine ausgegeben und 1923 in geringem Umfang auch Inflationsnotgeld.
Der von Ihnen vorgelegte Schein ist deshalb auch als sehr selten einzustufen. Mit Datum 17.8.23 wurden
Scheine zu 500 000 M und 1 Million Mark hergestellt. Beide Ausgaben sind später in der weiteren
Hochinflation auch noch überdruckt als 5, 10 und 20 Milliarden verwendet worden. Alle mir bisher bekannt
gewordenen Scheine tragen handschriftliche Nummern unter 1000, so dass zu vermuten ist, dass die
ursprüngliche Auflage bei je 1000 Stück lag.
Bitte schauen Sie mal nach einem Wasserzeichen. Das Papier wurde wahrscheinlich in der PAPIERFABRIK SACRAU
hergestellt und so tragen einige Scheine Teile dieses Bogenwasserzeichens.
Die Scheine sind bei Dr. Keller unter Katalognummer 2027 und bei Karpinski unter 15.3 verzeichnet.
Falls Sie sich irgendwann von dem Stück trennen wollen, so ist dieses auf Grund seiner Seltenheit durchaus
auch als Einzelstück auktionswürdig.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Tronjeck
https://www.artemon.de