Rainer Geike, Zusammenfassung eines Vortrages am 18. Mai 2019 (DGW-Sammlertreffen in Zeuthen bei Berlin)
Am 18. Mai 2019 wurde vom Autor in Zeuthen ein Vortrag zum o.g. Thema gehalten. Es handelte sich dabei um eine Fortsetzung der Vorträge im Jahr 2018 zum Kleingedruckten auf Geldscheinen: „Kleingedrucktes - Mikroschrift und Strafsatz“ (Zeuthen) und „Kleingedrucktes - Einlösung in Gold und Silber“ (Gifhorn). Auch hier gilt im übertragenen Sinn wie bei den anderen bereits vorgestellten Themen: natürlich wird jeder Geldschein in einer Druckerei hergestellt, aber längst nicht auf jedem Schein steht drauf, wer ihn gestaltet hat oder wo er gedruckt wurde. Interessant ist es aber allemal zu sehen, für wie viele Länder manche Druckereien gearbeitet haben und natürlich auch noch arbeiten.
Als Beispiele für dieses umfangreiche Thema wurden einige Geldscheine zunächst so ausgewählt, dass große, international tätige Druckereien mit jeweils einem Beispiel vertreten sind.
Bei den im Deutschen Kaiserreich ausgegebenen Reichskassenscheinen und den Reichsbanknoten war die Druckerei nicht angegeben. Dagegen war ein Teil der Länderbanknoten mit dieser Information versehen. So wurden die 100-Mark-Scheine der Badischen Bank von 1907 von „G. NAUMANN´S DRUCKEREI, FFT A./M.“ - also in Frankfurt / Main, die 100-Mark-Scheine der Bayerischen Notenbank von 1900 laut Aufdruck von Giesecke & Devrient gedruckt.
Manchmal sieht man schon auf den ersten Blick, dass zwei oder mehr Geldscheine aus der gleichen Druckerei kommen. Insbesondere Sammler von Notgeldscheinen wissen, dass etliche Druckereien Scheine für sehr viele Kommunen hergestellt haben. Dies sieht man dann hin und wieder auch an der Motivwahl oder der Gestaltung. Mir ist es aufgefallen bei der Recherche zu dem „krummen“ Nominal von 60 Pfennig. Eine erste Gruppe bilden hier Scheine mit dem Nominal 60 Goldpfennig aus dem Zeitraum Oktober / November 1923. Ein Zentrum dieser Ausgaben liegt in Odernähe - die Scheine stammen alle aus der Druckerei der Firma Flemming-Wiskott AG in Glogau, Berlin und Breslau - von der Lage der fünf Orte ausgehend sicher aus Glogau.
Aus der Republik Armenien wurde der 50-Rubel-Schein von 1919 vorgestellt, gedruckt bei „WATERLOW & SONS LIMITED, LONDRES, ANGLETERRE“, d. h. in London, England. Aus der Slowakei der Geldschein zu 50 Slowakischen Kronen, datiert auf den 15.10.1940, wurde entsprechend dem Kleingedruckten bei Giesecke & Devrient (in Leipzig oder Wien) gedruckt. Das trifft ebenso auf den bulgarischen Schein zu 500 Lew von 1942 zu. Auf der Rückseite heißt es „LEIPZIG - GIESECKE & DEVRIENT - BERLIN“, auf der Vorderseite steht das Gleiche in kyrillischer Schrift „ЛАЙПЦИГЬ - ГИЗЕКЕ & ДЕВРИЕНТЬ - БЕРЛИНЬ“.
Die Geldscheine der Tschechoslowakei wurden mindestens seit 1960 in der Staatlichen Wertpapierdruckerei in Prag gedruckt. In der Mehrzahl der Fälle heißt es „STÁTNÍ TISKÁRNA CENIN, PRAHA“. Bei der Währungsreform 1993 reichte offensichtlich die Kapazität der eigenen Druckerei nicht, so dass ein Teil der Auflage 1993 an Thomas de la Rue vergeben wurde, wie man dem Kleingedruckten entnehmen kann. Der 20-Kronen-Schein 1994 und die Zweitauflagen der anderen Scheine kommen wieder traditionell aus Prag.
Weitere Beispiele waren der Schein zu 10.000 Peso Boliviano (Dekret vom 10.2.1984), hergestellt in Deutschland - in der „Bundesdruckerei“ sowie der Schein im Nominal 50 Colon der Banco Central de Costa Rica vom 20.4.1988, der in der Druckerei Casa da Moeda do Brasil, der staatlichen Münzstätte und Druckerei Brasiliens, produziert wurde.
Ein letzter Abschnitt zum Thema Druckerei beschäftigte sich mit Euroland. Bei den beiden bisherigen Serien von Euro-Geldscheinen wurde die Kennzeichnung unterschiedlich gehandhabt. Für die erste Serie - datiert 2002 - wurde jeder Nationalbank und damit jedem Land ein Buchstabe zugeteilt - das erste Zeichen der Kontrollnummer. Die Druckerei wurde im Kleingedruckten mit einem Kennbuchstaben angegeben, zusammen mit der Plattennummer und der Position des Scheins auf der Druckplatte. Gezeigt wird ein Ausschnitt von der Vorderseite des 10-Euro-Scheins mit der Jahreszahl 2002, der Länderkennung „X“ für den Auftraggeber Deutsche Bundesbank und der Kennnummer R019F3 im Stern. Das „R“ steht dabei für die Bundesdruckerei. Insgesamt waren 15 Druckereien am Druck der ersten Serie beteiligt, von der Erstausstattung 2002 hatten die deutschen Druckereien ein knappes Drittel angefertigt.
Für die zweite Serie - die Europa-Serie - gibt es keine Länderkennzeichnung mehr. Jetzt steht der erste Serienbuchstabe für die Druckerei, er ist identisch mit dem ersten Buchstaben im Kleingedruckten - dieses Kleingedruckte hat sich beim Übergang zur zweiten Serie im Prinzip nicht verändert. Allerdings hat sich die Zuordnung der Buchstaben zu den Druckereien teilweise verändert. Der Autor hat eine Mini-Recherche im eigenen Portemonnaie für 5-, 10-, 20- und 50-Euro-Scheine der zweiten Serie durchgeführt. Die insgesamt 100 Scheine stammten aus 12 verschiedenen Druckereien, Spitzenreiter waren die Bundesdruckerei und die Druckerei der Banque de France, wobei die 50-Euro-Scheine im wesentlichen aus Berlin und Leipzig kommen.
Auch zum Thema „Entwurf“ wurde eine Reihe von Beispielen vorgestellt, hier möchte ich mich auf den österreichischen 20-Schilling-Schein von 1945 beschränken. Es war ein Nachdruck der Vorkriegsausgabe von 1928 - im vereinfachten Druckverfahren, auf einfacherem Papier. Das Wappen, übernommen wie die gesamte Gestaltung von der 1928er Ausgabe, ist zum auf dem Schein angegebenen Datum bereits veraltet. Im Kleingedruckten unterhalb des Druckbildes auf der Vorderseite heißt es links „W. DACHAUER INV.“ und rechts „R. ZENZIGER SCULP.“ Auf der Rückseite heißt es analog „W. DACHAUER INV.“ und „FERD. ORBER SCULP.“. Beide Seiten sind also vom Grafiker Dachauer entworfen worden (INV. steht für das lateinische invenire - erdenken), aber von zwei verschiedenen Graveuren in Druckplatten umgesetzt worden (SC. bzw. SCULP. vom lateinischen sculpere - schnitzen, meißeln, stechen).
Wilhelm Dachauer (1881 - 1951) war ein österreichischer Landschafts-, Genre- und Porträtmaler sowie Grafiker und Illustrator. In der deutschsprachigen Wikipedia wird sein umfangreiches Schaffen auf dem Gebiet der Briefmarken - österreichische Briefmarkenserien 1926, 1935, 1936, 1937 sowie Briefmarken des Deutschen Reiches und des Generalgouvernements - vorgestellt, einen Hinweis auf Geldscheine gibt es hier nicht. Nach dem wunderbaren Buch von Willibald Kranister „Die Geldmacher - Vom Gulden zum Schilling“ (Wien 1985) hat Dachauer neben dem 20-Schilling-Schein von 1928 auch den 100-Schilling-Schein von 1927 entworfen.
Den Stich der Vorderseite besorgte Rudolf Zenziger (1891 - 1978), Kupfer- und Wertzeichenstecher der Druckerei für Wertpapiere, den der Rückseite Ferdinand Lorber (1883 - 1957), Porträt-, Akt- und Landschaftsmaler sowie Zeichner, Kupfer- und Wertzeichenstecher. Zenziger hat im Laufe der Jahre von 14 Geldscheinen die Vorderseite und teils auch die Rückseite gestochen - vom 10-Schilling-Schein (3.1.1927) bis zum 1000-Schilling-Schein (2.1.1954). Davon 13 österreichische Scheine - der von ihm vorbereitete 100-Schilling-Schein (2.1.1936) wurde nicht ausgegeben, sondern als Vorlage für den 20-Reichsmark-Schein (datiert 16.6.1939, ausgegeben Anfang 1945) verwendet.